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Worte verwirren, wo sie nicht hingehören!

hk • Apr. 04, 2024

„Am Anfang war das Wort“ („Die Bibel“ Johannes 1.1).  Zum Ende der Konflikt?

Nichts ist geregelt, nichts ist klar und eindeutig. Sind Worte Wege zueinander?!

Oder stürzen sie uns in den kommunikativen Abgrund?


Ja, Worte stürzen auf uns ein. Von Anfang bis Ende unseres Lebens. Woraus besteht unser täglicher Niagarafall von Worten? Was machen wir mit Worten und was machen diese mit uns? Welche Worte fördern und welche behindern eher, wenn wir miteinander umgehen wollen? Und überhaupt: Sind sie immer notwendig?


Die meisten Menschen meinen oder glauben, Wörter seinen nicht wirklich wichtig; was wichtig ist, sei der Gedanke an deren Stelle sie stehen. Was aber ist ein Gedanke, wenn er nicht in Wörter gefasst ist? Gedanke und Wort sind elementar. Kein Wort hat jemals genau zweimal dieselbe Bedeutung, deshalb kann es auch nur im Zusammenhang gültig sein. Wir sagen ein Wort im Scherz und meinen es auch so. Das gleiche Wort wird jedoch von dem anderen als Beleidigung interpretiert. Hinsichtlich des Verstehens kann das Wort nur im Kontext stehen zur Person, Situation, Zeit, Stimmung.


"Wann immer in menschlichen Angelegenheiten ein Übereinkommen oder eine Zustimmung erreicht wird..., dann wird diese durch sprachliche Prozesse erreicht oder es wird nicht erreicht“.  Sagt der amerikanische Anthropologe und Sprachforscher Benjamin Lee Whorf. Ich sage es so: „Worte und Menschsein sind eine Einheit“. Besteht diese Einheit nicht, dann sind Worte oft ein Anlass für Konflikte. Die meisten Konflikt-Ursachen beruhen auf Kommunikationsstörungen oder andersherum: Kommunikationsstörungen sind häufig Ursachen für Konflikte. Klar, denn Kommunikation ist ein sehr komplexer Vorgang. Anscheinend ist es mehr als nur die Worte, die Sprache, das Sprechen oder der Sprechvorgang selbst. Nichts ist geregelt, nichts ist klar und eindeutig. Generell scheinen menschliche Begegnungen subsumiert unter dem Begriff menschliche Kommunikation für Missverständnisse und Pannen vielfältigster Art anfällig zu sein. Oft gefährden diese dann sowohl die Effektivität der Zusammenarbeit als auch das seelische Wohlergehen der Menschen, die miteinander umgehen, die zusammenwirken wollen. Aber auch das gilt:

Sprechen oder sprachliche Prozesse können ein Mittel der Konfliktlösung sein. 


Sprache ist zunächst gesprochenes Wort. Um Worte, Sprache real werden zu lassen müssen bestimmte Sprechwerkzeuge (Stimmbänder, Lippen, Zunge...) in Bewegung gesetzt werden. Man tut den Mund auf und gibt Lautgebilde von sich, die aufgrund einer Vereinbarung von Mitmenschen hingenommen und manchmal verstanden werden.


Sprache sind die gesprochenen und/oder geschriebenen Laute und Zeichen, die entsprechend, der jeweiligen kulturellen Reife einer Gemeinschaft, die Gedanken verständlich machen, um so einen Zugang zur Kenntnis der Dinge zu erhalten. 


Sprache unterliegt den Bedingungen von Wandlung und Entwicklung. Sie ist Prozess. 

Sie dient der Verständigung der Menschen untereinander durch Vermittlung von Informationen. 


Über diesen Zweck hinaus ist sie auch die Menge aller Ausdrucksmittel, die dem Sprechenden zur Verfügung stehen,

  • generell die Art und Weise zu formulieren und sich auszudrücken, 
  • der sprachliche konkrete Ausdruck des Denkens, 
  • die Fertigkeit der Überzeugung wie auch der Überredung, 
  • der Träger von Informationen, 
  • das Mittel, um menschliche Beziehungen herzustellen und ihnen Ausdruck zu verleihen,
  • ein Medium für Dichtung und Fantasie. 


Dazu gehören auch Ausdruckszeichen, insofern sie Mitteilungscharakter haben, also auch die Körpersprache. Deshalb ist Sprache zuallererst auf die Gemeinschaft ausgerichtet. Inhalt, Gesprächsstoff sind zunächst zweitrangig. Wir sprechen miteinander über "Belangloses", blödeln gar und schließen Freundschaften fürs Leben. Sind das schon Wege zueinander?



von hk 09 Mai, 2024
Solange es Menschen auf dieser Erde gibt, gibt es auch Vorstellungen von dem Menschen. Menschenbilder eben. Vermutlich in bestimmten Kategorien, wie z.B. geschichtliche, religiöse, philosophische, psychologische, soziale, biologische, kybernetische, kommunikative ... . Was ist denn nun ein gebildeter Mensch? Wie sieht er aus? Wie muss man sich den vorstellen? Ich habe da keine Ahnung. Zu meinen Schulzeiten (Volksschule – höhere Schule) da galt man schon als gebildet, wenn man das Gymnasium besuchte. Aber auch dort hörte ich oft: „Du bist richtig ungebildet!“ Was nun? In der Tat empfand ich mich selbst, so viel ich auch lernte, immer noch als wenig gebildet. Menschen um mich herum hatten die eine oder andere Eigenschaft, die ich als die bessere empfand, wussten mehr, waren an Orten, deren Namen ich noch nicht einmal aussprechen konnte, aßen Speisen mit Bestecken, die ich zuvor noch nie gesehen hatte, geschweige denn mit Ihnen gegessen, sie bewegten sich mit einer Lässigkeit in Bibliotheken, in Tanzsälen, sprachen über dies und das… Also interpretierte ich für mich: Ein Gebildeter ist ein Wissender. Je mehr Wissen, je mehr Bildung. Doch die Wirklichkeit zeigte mir ein ums andere Mal, dass das auch nicht stimmen konnte, denn der eben noch brillierende Wissenschaftlicher auf einem Symposion war nur wenige Minuten später völlig hilflos, als er seinen streikenden Wagen nicht mehr in Gang bringen konnte. Und in den Kneipen hörte ich oft die geringschätzigen Worte über die Theoretiker. Wer war das? Waren es Menschen von einem anderen Stern? Ich selbst hielt mich hinsichtlich bestimmter handwerklicher Tätigkeiten für eher ungebildet, gar dumm. Aber ich ging doch auf die höhere Schule, hatte Abitur, bekam ganz andere Lehrstellen, Studienplätze. Alle diese Kriterien sagten also nichts über Bildung und Gebildete aus. Die nächsten Jahre vermied ich das Thema öffentlich. In meinen Gedanken waren Bildung und Wissen weiterhin synonym. Zeitlebens war ich in diesem Sinne ein Ungebildeter. Egal was ich unternahm, wie viel ich auch lernte, was auch immer ich glaubte, erforschte, praktizierte. Ich wurde nur gebildet. Immer fehlte mir irgendein Wissen, irgendeine Handhabung. Ich gab auf. Bildung ist für mich etwas Unendliches. Bildung beginnt in dem Moment, wenn wir begreifen, dass wir nichts wissen und wenig können und dass es notwendig ist, uns jeden Tag auf Neue den Aufgaben des Lebens zu stellen: manchmal autodidaktisch, manchmal mit Hilfe anderer, manchmal kopierend, manchmal probierend, manchmal kreativ suchend, manchmal nachahmend – aber immer lustvoll. Und das, was auch immer wir tun, uns ein wenig dem Gebildetsein näher bringt. Der wirklich Gebildete ist also derjenige Mensch, Mann wie Frau, Kind wie Erwachsener, der weiß, dass er nichts weiß, jedoch unermüdlich, liebevoll mit ganzer Kraft, mit ganzem Herzen lebt.
von hk 25 Apr., 2024
In einigen „Kommunikationsseminaren“ lernst Du mit Menschen und Worten manipulativ umzugehen, eventuell auch dadurch Aufmerksamkeit zu gewinnen. In persönlichkeitsbildenden Seminaren der Rhetorik und Dialektik lernst Du wie Du mit viel Freude und Niveau immer so sprechen kannst, dass Du ganz viele sympathische Partner findest, die Dir zuhören und entsprechend handeln. Das das gelingt brauchst Du deren Aufmerksamkeit. Aber kannst Du deren Aufmerksamkeit erlangen, gewinnen? Führen durch das Wort wird dadurch elementar. Kommunizieren kann jeder, einige sind gar Schönredner, andere eher „Sabbelheinis“, aber wenige können ein bezaubernder Meister des dialektischen oder erzählenden Gespräches sein. Vermutlich deshalb will man „Aufmerksamkeit gewinnen“, mit Tricks, List und Tücke (man nennt das auch Motivation). Der Mensch der Gegenwart ist besonders gefährdet, seine Kommunikationsfähigkeit manipulierend einzusetzen (im Großen wie im Kleinen, Privat wie im Beruf, National wie International), weil ihm nützlicher als sein Wesen sein Ansehen im Glanze brillanter Bilanzen, höchster Leistungen und strahlender Bestätigung in Medien erscheint. Wird doch einzel-egoistisches Verhalten, einseitige Nutzenorientiertheit und Funktionalität eher belohnt als soziales Verhalten. Das Bedürfnis nach Perfektion und Dominanz wird unerschöpflich. Meist drückt sich das durch Wort-Gewalt aus. Dieses bedeutet jedoch Krieg. Oder etwas harmloser: Statt zu informieren gibt es eher „Informationsdiät“. Auf alle Fälle lässt sich so weniger Aufmerksamkeit gewinnen (wenn es das überhaupt möglich ist). Achtsamkeit, Wertschätzung, Respekt für Menschen und für die Sache wirksam werden zu lassen. Was notwendig ist, damit uns jemand zuhört und uns möglicherweise durch seine Handlungen folgt. Im privaten wie betrieblichen wie auch gesellschaftlichen Alltag kommt es weniger darauf an, „Wort-Gewalt“ gegen andere zu verwenden oder fantastische Reden zu halten oder exzellent zu sprechen als mehr auf das Miteinander von Menschen, die gemeinsam leben und arbeiten wollen. Jeder unnatürliche, unwissenschaftliche (also manipulative) Sprachgebrauch führt dazu, mehr und mehr von der Wirklichkeit isoliert zu sein. Einsam zu sein! Missbräuchlichen Beeinflussungen durch Vereinfachungen, Zeitraffern und Stereotypen sind so Tür und Tor geöffnet. Aufmerksamkeit gibt es dann eher von der „falschen Seite“. Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit lassen eher Wertschätzung und Respekt erkennen. Es kommt also nicht darauf an, dass die bessere Rhetorik, geschliffenere Dialektik "siegt", sondern es kommt allein auf die bessere Sache, das bessere, verständliche Argument an, denn das macht dauerhaft Entwicklung und Fortschritt von Systemen (Familie, Betriebe, Institutionen, Nationen) im menschlichen Sinne möglich. „Bessere“ gemeint im Sinne von Wahrhaftigkeit. Der Zweck des Sprechens ist erfüllt: Das Denken in Bewegung zu bringen. Der Nutzen ist der gemeinsame Erkenntnis-Zuwachs. Sprechen zu und mit Menschen ist nicht Show, nicht Theater, nicht Verstellung, sondern zähes Bemühen um den anderen, die Wahrheit, die Sache, das Problem. Jeder Mensch, wenn nicht neurotisch bedingt isoliert, verbringt den größten Teil seiner Zeit in Gruppen. Um sich darin ohne Dominanz und ohne nicht-notwendige Anpassung behaupten zu können, muss man selbst wissen, wer man ist, was man kann und was man aufgrund dessen erfüllen und leisten kann. Das jedoch keineswegs einseitig festgeschrieben (Diplome, akademische Grade, Zeugnisse, Hierarchien, Rollen ...), sondern immer wieder neu als Orientierung in sich selbst, so dass man nie die Angst haben muss, sich verlieren zu können. Das wichtigste Ziel der menschlichen Kommunikation ist die Steigerung persönlicher Gesundheit und Zufriedenheit im Leben. Das gelingt dadurch, dass wir durch ihren realen Gebrauch lernen, uns wirkungsvoller auszudrücken, unsere Denkvorgänge in Ordnung zu bringen und verlässliche Normen für Urteile, Bewertungen und Entscheidungen zu entwickeln. Sie ermöglicht dem Menschen, ohne sich zu verbiegen, immer und zu jeder Zeit den fairen Umgang mit Menschen und Worten. Die einzige Art, wirklich zu kommunizieren, ist, die Wahrheit zu sagen. Wir sollten das immer tun, denn jede Lüge, Halbwahrheit, Notlüge und wie die Unwahrheit auch immer heißen mag, kommt wieder auf uns selbst zurück, denn das, was in uns ist, das geben wir ja auch an andere weiter. Bei jeder Form der Kommunikation - der wahrhaften wie allen anderen - begegnen wir Menschen. Manchmal nur für einen Augenblick, manchmal für Stunden, dann wieder für einige Tage, Wochen, Monate - Wen wir Glück haben, dann begegnen wir einem Menschen, mit dem wir Jahre unseres Lebens gemeinsam gehen können. Manchmal ist es gut zu schweigen. Einfach mal die Klappe halten. Auch wenn‘s einem widerstrebt. Auch wenn man was ganz Wesentliches zu sagen hat. Einfach still sein. In der Stille liegt die Kraft oder wenn der Verstand still wird beginnt das Verstehen! Ich weiß: Präsent zu sein in einer Welt voller Lärm, Anspannung, Sorge, Widersprüche, ist nicht ganz einfach. Sich zu behaupten gegen die Vielschätzer, Schönredner, Alltags-Prahler, Verschwörer, Besorgnisträger und anderen Hilflosen auch nicht. Aber es gibt eine Kraft, die mir hilft, diese laute „Un-Wesentlichkeit“ zu ertragen: „Kraft der Stille“. Gemeint als Zusammenhang von Körper, Geist und Seele. Diese Ganzheit zu spüren, auch dann, wenn mich der Alltag zu überrollen droht. Es geht nicht um Schweigen, nicht um Meditation, sondern es geht um das persönliche, individuelle Können, den Verstand still werden zu lasen. Er muss still werden, weil er den Lebensraum einengt, die Fähigkeit einfach leben zu können minimiert. Leben ist wichtig, nicht bloß nur zu funktionieren. Denn dann wird Leben zur Angst, Angst zur Abwehr, Abwehr zu Stein. Spüre ich mangelnde Zuwendung, dann ist es für mich bedrohend. Ich kann diese Bedrohung noch nicht bewusst machen, es entsteht Angst. Angst zu vermeiden, nicht zu spüren, nicht zu wollen verbraucht Unmengen von Energie. Stille verschafft Kraft. Stille ist ein Teil des eigenen „Ich’s“. Das Wesen der Stille kann durch Worte nicht erfasst werden. In der Stille gehen wir durch das Jetzt hindurch und sehen uns selbst in einem anderen Raum.  Ich finde neue Gedanken, neue Worte, neues Zuhören!
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