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Warum Privatissimum statt Coaching?

hk • Feb. 19, 2024

Es coacht sich seit einigen Jahren so herum. Brauchen wir einen Coach?


Oder benötigen wir lieber einen sinnstiftenden Gesprächspartner oder sogar jemanden, der uns einfach zuhört?


Der „Coachingmarkt“ befindet sich im Umbruch. Nach einer Exklusivstudie des Harvard Business Manager haben die Endscheider höhere und neue Ansprüche an ihre Coachs. Es wird Spreu vom Weizen getrennt. Gott sei Dank. Es geht um Kompetenz.


Seit Jahren bietet ich Privatissima statt Coachings an. Und das aus gutem Grund. Denn weiß ein Coach wirklich mehr als der „Ge-coachte“ – der Coachee? Und wenn ja, was weiß er eigentlich?  Wenn er sagt, dass er weiß, weiß er in Wirklichkeit eigentlich nicht. Und überdies meint das Wort nicht den tatsächlichen Zustand. Wo bleibt die Initiative, die eigene Wahrnehmung, der Sinn für den eigenen Weg? 


Brauchen wir nun ein Privatissimum? Ja, denn ein Privatissimum schenkt uns die Zeit zum Nachdenken. Jedes PRIVATISSIMUM ist ein Spaziergang im Garten der Fähigkeiten und Fertigkeiten des Individuums.Lösungen für persönliche, gesellschaftliche, betriebliche Probleme sind Gewissensfragen. Diese Gewissensfragen sind oft sehr heikel und schwer zu entscheiden. Dabei ist man meisten allein. Coolness, Cleverness ist gefragt.


Nach meinen Beobachtungen lässt sich die Mehrzahl der Menschen, ganz gleich in welcher Position oder Situation oder Rolle, viel weniger von verstandesmäßigen Überlegungen leiten als sie meinen. Eher werden sie von ihren Leidenschaften, Gefühlen, Machtbedürfnissen, Zweifeln, von Mitarbeitern, Bedingungen, Beratern und anderen „Lobbyisten“ getrieben. Wenn dabei etwas nicht dem Willen, der Absicht oder der Vernunft entspricht, fehlt es nicht an Behauptungen, Erklärungen, um nachzuweisen, dass man vollkommen im Recht ist - bis zum Burnout oder gar "golden shakehands". 


Andere möchten wohl gern überlegen, nachdenken, aber es fehlt Ihnen die Zeit dazu, manchmal auch ein Partner, der absichtslos zuhört, Impulse gibt, mit ihm in ein Gespräch eintritt, um die schwierigen Entschlüsse zu erwägen, Probleme zu klären, Spinnereien zuzulassen, um alles, was zur Lösung ansteht mit Intelligenz zu meistern. Dafür, genau dafür ist eher ein Privatissimum wertvoll und sinnreich.


Während regelkonform arbeitende Bürokraten ohne viel Intuition auskommen, sind die höchsten Manager in Verwaltung, Politik, Wirtschaft auf Intuition als bedeutenden Faktor für ihre Entscheidungssituationen angewiesen. Auf diesen obersten Ebenen gibt es einfach zu viele Lücken und Unbekannte für eine rein logische Entscheidungsfindung. Führungskräfte, Verkäufer können jahrelang Kurse nehmen und sich sogar erfolgreich Gespräche (in welcher Form und zu welchem Zweck auch immer) einprägen - wenn sie aber nicht das „natürliche Gespür" haben, werden sie niemals auf dem jeweiligen Gebiet zur Spitze aufsteigen. 


Das gilt eigentlich für alle anderen Funktionen und Berufe auch. Man kann sich alle Fakten einprägen, hervorragende Noten bekommen, exzellente Arbeit verrichten, jedoch ohne eine andere Art von Wissen, die Intuition, die nirgendwo gelehrt wird, die, aber nötig ist für den wirklichen Erfolg, ist das alles nur halb.  Dieses natürliche Gespür, die Intuition, ist nur deswegen mysteriös, weil es schwer in Worte zu fassen ist. Intuitives kommt nicht Schritt für Schritt, sondern schlagartig.


Erst einmal müssen wir jedoch unsere lebenslangen Gewohnheiten überwinden, die uns nur die Gedanken anerkennen lassen, die sich in Worten ausdrücken lassen. Ein Privatissimum ist eine Begegnung von erwachsenen Menschen, die losgelöst von privaten wie beruflichen Bedingungen, eine bestimmte Reflexion beginnen wollen. Losgelöst von den Bedingungen und Begrenzungen des betrieblichen wie privaten Alltags, in einer vertrauensvollen Atmosphäre so miteinander zu sprechen, dass alle Ihre eigenen Gedanken - längst vergessen wie hoch aktuelle und auch ganz "neue" - wieder ins Bewusstsein kommen und nach Außen wirksam werden. Bewegung wird ins Spiel gebracht die wiederum Bewegung hervorruft


Methodisches, formales Vorgehen ist da nicht hilfreich, behindert eher. Es entspricht den Alltag-Gewohnheiten. In einem Privatissimum wird an jeden Menschen die absolute Forderung gestellt, in der Lage zu sein, seine Erfahrungen, sein Wissen, Meinungen, Vorurteile ... so hintanzustellen, dass er auch wirklich fähig ist, seine jeweiligen Bedürfnisse ohne Beurteilung wahrzunehmen. Jeder Inhalt zur Selbst-Reflexion ist möglich. Aber auch den Weg zu beginnen, alte Gewohnheiten zu überwinden, die eigene Intuition zu leben, Verflechtungen mit dem eigenen Biografischen erkennen zu können. 


von hk 09 Mai, 2024
Solange es Menschen auf dieser Erde gibt, gibt es auch Vorstellungen von dem Menschen. Menschenbilder eben. Vermutlich in bestimmten Kategorien, wie z.B. geschichtliche, religiöse, philosophische, psychologische, soziale, biologische, kybernetische, kommunikative ... . Was ist denn nun ein gebildeter Mensch? Wie sieht er aus? Wie muss man sich den vorstellen? Ich habe da keine Ahnung. Zu meinen Schulzeiten (Volksschule – höhere Schule) da galt man schon als gebildet, wenn man das Gymnasium besuchte. Aber auch dort hörte ich oft: „Du bist richtig ungebildet!“ Was nun? In der Tat empfand ich mich selbst, so viel ich auch lernte, immer noch als wenig gebildet. Menschen um mich herum hatten die eine oder andere Eigenschaft, die ich als die bessere empfand, wussten mehr, waren an Orten, deren Namen ich noch nicht einmal aussprechen konnte, aßen Speisen mit Bestecken, die ich zuvor noch nie gesehen hatte, geschweige denn mit Ihnen gegessen, sie bewegten sich mit einer Lässigkeit in Bibliotheken, in Tanzsälen, sprachen über dies und das… Also interpretierte ich für mich: Ein Gebildeter ist ein Wissender. Je mehr Wissen, je mehr Bildung. Doch die Wirklichkeit zeigte mir ein ums andere Mal, dass das auch nicht stimmen konnte, denn der eben noch brillierende Wissenschaftlicher auf einem Symposion war nur wenige Minuten später völlig hilflos, als er seinen streikenden Wagen nicht mehr in Gang bringen konnte. Und in den Kneipen hörte ich oft die geringschätzigen Worte über die Theoretiker. Wer war das? Waren es Menschen von einem anderen Stern? Ich selbst hielt mich hinsichtlich bestimmter handwerklicher Tätigkeiten für eher ungebildet, gar dumm. Aber ich ging doch auf die höhere Schule, hatte Abitur, bekam ganz andere Lehrstellen, Studienplätze. Alle diese Kriterien sagten also nichts über Bildung und Gebildete aus. Die nächsten Jahre vermied ich das Thema öffentlich. In meinen Gedanken waren Bildung und Wissen weiterhin synonym. Zeitlebens war ich in diesem Sinne ein Ungebildeter. Egal was ich unternahm, wie viel ich auch lernte, was auch immer ich glaubte, erforschte, praktizierte. Ich wurde nur gebildet. Immer fehlte mir irgendein Wissen, irgendeine Handhabung. Ich gab auf. Bildung ist für mich etwas Unendliches. Bildung beginnt in dem Moment, wenn wir begreifen, dass wir nichts wissen und wenig können und dass es notwendig ist, uns jeden Tag auf Neue den Aufgaben des Lebens zu stellen: manchmal autodidaktisch, manchmal mit Hilfe anderer, manchmal kopierend, manchmal probierend, manchmal kreativ suchend, manchmal nachahmend – aber immer lustvoll. Und das, was auch immer wir tun, uns ein wenig dem Gebildetsein näher bringt. Der wirklich Gebildete ist also derjenige Mensch, Mann wie Frau, Kind wie Erwachsener, der weiß, dass er nichts weiß, jedoch unermüdlich, liebevoll mit ganzer Kraft, mit ganzem Herzen lebt.
von hk 25 Apr., 2024
In einigen „Kommunikationsseminaren“ lernst Du mit Menschen und Worten manipulativ umzugehen, eventuell auch dadurch Aufmerksamkeit zu gewinnen. In persönlichkeitsbildenden Seminaren der Rhetorik und Dialektik lernst Du wie Du mit viel Freude und Niveau immer so sprechen kannst, dass Du ganz viele sympathische Partner findest, die Dir zuhören und entsprechend handeln. Das das gelingt brauchst Du deren Aufmerksamkeit. Aber kannst Du deren Aufmerksamkeit erlangen, gewinnen? Führen durch das Wort wird dadurch elementar. Kommunizieren kann jeder, einige sind gar Schönredner, andere eher „Sabbelheinis“, aber wenige können ein bezaubernder Meister des dialektischen oder erzählenden Gespräches sein. Vermutlich deshalb will man „Aufmerksamkeit gewinnen“, mit Tricks, List und Tücke (man nennt das auch Motivation). Der Mensch der Gegenwart ist besonders gefährdet, seine Kommunikationsfähigkeit manipulierend einzusetzen (im Großen wie im Kleinen, Privat wie im Beruf, National wie International), weil ihm nützlicher als sein Wesen sein Ansehen im Glanze brillanter Bilanzen, höchster Leistungen und strahlender Bestätigung in Medien erscheint. Wird doch einzel-egoistisches Verhalten, einseitige Nutzenorientiertheit und Funktionalität eher belohnt als soziales Verhalten. Das Bedürfnis nach Perfektion und Dominanz wird unerschöpflich. Meist drückt sich das durch Wort-Gewalt aus. Dieses bedeutet jedoch Krieg. Oder etwas harmloser: Statt zu informieren gibt es eher „Informationsdiät“. Auf alle Fälle lässt sich so weniger Aufmerksamkeit gewinnen (wenn es das überhaupt möglich ist). Achtsamkeit, Wertschätzung, Respekt für Menschen und für die Sache wirksam werden zu lassen. Was notwendig ist, damit uns jemand zuhört und uns möglicherweise durch seine Handlungen folgt. Im privaten wie betrieblichen wie auch gesellschaftlichen Alltag kommt es weniger darauf an, „Wort-Gewalt“ gegen andere zu verwenden oder fantastische Reden zu halten oder exzellent zu sprechen als mehr auf das Miteinander von Menschen, die gemeinsam leben und arbeiten wollen. Jeder unnatürliche, unwissenschaftliche (also manipulative) Sprachgebrauch führt dazu, mehr und mehr von der Wirklichkeit isoliert zu sein. Einsam zu sein! Missbräuchlichen Beeinflussungen durch Vereinfachungen, Zeitraffern und Stereotypen sind so Tür und Tor geöffnet. Aufmerksamkeit gibt es dann eher von der „falschen Seite“. Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit lassen eher Wertschätzung und Respekt erkennen. Es kommt also nicht darauf an, dass die bessere Rhetorik, geschliffenere Dialektik "siegt", sondern es kommt allein auf die bessere Sache, das bessere, verständliche Argument an, denn das macht dauerhaft Entwicklung und Fortschritt von Systemen (Familie, Betriebe, Institutionen, Nationen) im menschlichen Sinne möglich. „Bessere“ gemeint im Sinne von Wahrhaftigkeit. Der Zweck des Sprechens ist erfüllt: Das Denken in Bewegung zu bringen. Der Nutzen ist der gemeinsame Erkenntnis-Zuwachs. Sprechen zu und mit Menschen ist nicht Show, nicht Theater, nicht Verstellung, sondern zähes Bemühen um den anderen, die Wahrheit, die Sache, das Problem. Jeder Mensch, wenn nicht neurotisch bedingt isoliert, verbringt den größten Teil seiner Zeit in Gruppen. Um sich darin ohne Dominanz und ohne nicht-notwendige Anpassung behaupten zu können, muss man selbst wissen, wer man ist, was man kann und was man aufgrund dessen erfüllen und leisten kann. Das jedoch keineswegs einseitig festgeschrieben (Diplome, akademische Grade, Zeugnisse, Hierarchien, Rollen ...), sondern immer wieder neu als Orientierung in sich selbst, so dass man nie die Angst haben muss, sich verlieren zu können. Das wichtigste Ziel der menschlichen Kommunikation ist die Steigerung persönlicher Gesundheit und Zufriedenheit im Leben. Das gelingt dadurch, dass wir durch ihren realen Gebrauch lernen, uns wirkungsvoller auszudrücken, unsere Denkvorgänge in Ordnung zu bringen und verlässliche Normen für Urteile, Bewertungen und Entscheidungen zu entwickeln. Sie ermöglicht dem Menschen, ohne sich zu verbiegen, immer und zu jeder Zeit den fairen Umgang mit Menschen und Worten. Die einzige Art, wirklich zu kommunizieren, ist, die Wahrheit zu sagen. Wir sollten das immer tun, denn jede Lüge, Halbwahrheit, Notlüge und wie die Unwahrheit auch immer heißen mag, kommt wieder auf uns selbst zurück, denn das, was in uns ist, das geben wir ja auch an andere weiter. Bei jeder Form der Kommunikation - der wahrhaften wie allen anderen - begegnen wir Menschen. Manchmal nur für einen Augenblick, manchmal für Stunden, dann wieder für einige Tage, Wochen, Monate - Wen wir Glück haben, dann begegnen wir einem Menschen, mit dem wir Jahre unseres Lebens gemeinsam gehen können. Manchmal ist es gut zu schweigen. Einfach mal die Klappe halten. Auch wenn‘s einem widerstrebt. Auch wenn man was ganz Wesentliches zu sagen hat. Einfach still sein. In der Stille liegt die Kraft oder wenn der Verstand still wird beginnt das Verstehen! Ich weiß: Präsent zu sein in einer Welt voller Lärm, Anspannung, Sorge, Widersprüche, ist nicht ganz einfach. Sich zu behaupten gegen die Vielschätzer, Schönredner, Alltags-Prahler, Verschwörer, Besorgnisträger und anderen Hilflosen auch nicht. Aber es gibt eine Kraft, die mir hilft, diese laute „Un-Wesentlichkeit“ zu ertragen: „Kraft der Stille“. Gemeint als Zusammenhang von Körper, Geist und Seele. Diese Ganzheit zu spüren, auch dann, wenn mich der Alltag zu überrollen droht. Es geht nicht um Schweigen, nicht um Meditation, sondern es geht um das persönliche, individuelle Können, den Verstand still werden zu lasen. Er muss still werden, weil er den Lebensraum einengt, die Fähigkeit einfach leben zu können minimiert. Leben ist wichtig, nicht bloß nur zu funktionieren. Denn dann wird Leben zur Angst, Angst zur Abwehr, Abwehr zu Stein. Spüre ich mangelnde Zuwendung, dann ist es für mich bedrohend. Ich kann diese Bedrohung noch nicht bewusst machen, es entsteht Angst. Angst zu vermeiden, nicht zu spüren, nicht zu wollen verbraucht Unmengen von Energie. Stille verschafft Kraft. Stille ist ein Teil des eigenen „Ich’s“. Das Wesen der Stille kann durch Worte nicht erfasst werden. In der Stille gehen wir durch das Jetzt hindurch und sehen uns selbst in einem anderen Raum.  Ich finde neue Gedanken, neue Worte, neues Zuhören!
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